Saarbrücker Zeitung

 

Erschienen: 23/24.04.1988 / SZ (wop)

 

Republikaner Regler in Wort und Lied

 

Ludwig Harig, der „sprachgewaltige Jean Paul aus Sulzbach“ (Spiegel) und die Gruppe Espe – das waren die Akteure beim Abend in der Buchhandlung Regler, mit dem die Veranstaltungsreihe im von vielen so genannten „Gustav Regler-Jahr“ ihren Auftakt hatte. Mit Regler, dem Republikaner, sollten sich die Besucher auseinandersetzen können. Viele, eigentlich mehr als erwartet, interessierten sich für den Schriftsteller aus Merzig, der hier vor 90 Jahren geboren wurde.

Regler, dieser optimistische Skeptiker, dieser skeptische Optimist, dieser über lange Jahre von vielen vergessene Autor, er und vor allem sein Werk feiern Renaissance. Veranstaltungen, wie sie im „Regler-Jahr“ angekündigt sind, machen den Schriftsteller noch bekannter und mehr Menschen vor allem auch mit seinen Ansichten vertraut.

Gustav Regler war zeit seines Lebens Republikaner, auch als Emigrant in den USA oder – davor – als Mitglied der Kommunistischen Partei, von der er sich 1940 losgesagt hatte, oder als Kämpfer im spanischen Bürgerkrieg (auf Seiten der Republikaner) oder nach Hitlers Machtergreifung als Staatsfeind Nr. 19.

Ludwig Harig beschrieb Regler, seinen Freund also, in zwei vor einigen Jahren niedergeschriebenen Betrachtungen als eben diesen Republikaner. Harig, der seine Texte selbst vortrug, beleuchtete den Enthusiasmus Gustav Reglers, schilderte einen Besuch des Schriftstellerkollegen in Sulzbach. Eine Visite, die mit dem Betrachten von Fotografien aus Reglers mexikanischem Domizil Tepozlan-Morelos begann und schließlich – durch Peggys, Reglers Frau – unerwartete Reaktion auf Gustavs Beschreibung der gemeinsamen Hazienda letztlich Herbert Marcuses Satz „Die gegebene Wirklichkeit hat ihre eigene Wahrheit“ bestätigte. Ein weiter Bogen, den Harig spannte, aber einer, den zu verfolgen streckenweise großen Spaß machte.

Spaß vermittelte auch die Gruppe Espe aus dem Saarland, vor einigen Jahren bekannt geworden durch die Interpretation jiddischer Lieder. Sie hatte sich – ganz dem Thema des Abends entsprechend – Texten mit republikanischem Inhalt angenommen, darunter auch Stücke, die Ludwig Harig für Espe geschrieben hat, aber auch Simplizius- und Eulenspiegellieder, Lieder von Freiheit und voll Widerspruch.

Annemay Regler-Repplinger hatte zu Beginn des Abends begrüßt – niemanden namentlich, weil auch prominentere Besucher wohl in erster Linie privaten Interesses am Schriftsteller Regler wegen erschienen waren.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto : SZ/Porz
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